Grundschule des Kreises Offenbach mit pädagogischer Mittagsbetreuung


Blitz for Kids


o7. September 2o17:

„Blitz for Kids“ – Grundschüler belehren Autofahrer

(Text: Offenbach-Post, Julia Radgen)
(Fotos: Eva Stübner, Kinder der 2c)

Egelsbach - Ach du Schreck, rote Kelle: Wer gestern Vormittag auf der Freiherr-von-Stein-Straße
von der Polizei rausgewunken wurde, war nicht zwangsläufig zu schnell unterwegs.

Bei der Aktion „Blitz für Kids“ verteilten die Kinder der benachbarten Wilhelm-Leuschner-Schule
– je nach Tempo – grüne und gelbe Karten an die Autofahrer. Laut Messung war der ältere Herr im
Mercedes mit 29 Stundenkilometern in der 30er-Zone unterwegs. Das Trio aus der 2a ist sich einig:
„Das heißt: grüne Karte!“ Diesmal darf Maximilian die knallgrüne Pappkarte, auf der in großen
Lettern "Danke" steht, an den Autofahrer überreichen. Schüchtern stapft der Zweitklässler an die
Wagentür vor und sagt: „Sie sind gut gefahren, bitte weiter so!“ Dann laufen die drei zurück zum
Rest der Klasse, während schon der nächste Wagen auf den Parkplatz einbiegt – und sich ein
weiteres Quartett aus einem Polizisten und drei Grundschülern bereitmacht.

„Der Effekt mit den Kindern ist ein anderer“, sagt Polizeioberkommissar Thomas Binner von der Station
Langen zur Polizeikontrolle „Blitz für Kids“. Das Präsidium Südosthessen kontrolliert unter dem Motto
schon länger in Offenbach, Binner hat die Aktion jetzt nach Egelsbach gebracht. Martin Höhn, Rektor
der Wilhelm-Leuschner-Schule, war sofort „Feuer und Flamme“. Nach nur einer Woche Vorbereitung stehen
nun zehn Polizisten aus allen Standorten des Präsidiums auf dem Parkplatz gegenüber von SGE-Sportcenter
und Rathaus. Insgesamt 79 Grundschüler von der zweiten bis zur vierten Klasse unterstützen die Polizisten bei ihrer Arbeit.

Die meisten Leute fahren ordentlich

„Die meisten Leute fahren ordentlich“, stellt Binner fest. Das spiegelt sich am Ende des Vormittags in der Statistik wieder:
57 der insgesamt 92 verteilten Karten waren grün, 35 gelb. Wer mehr als sechs Stundenkilometer zu viel auf dem Tacho hat,
bekommt die gelbe Karte, die fragt „Sind Sie ein Raser?“ – und mahnt, dass schon ein paar km/h zu viel entscheidend sind,
wenn beispielsweise ein Kind auf die Straße rennt. Auf der Rückseite veranschaulicht eine Grafik, dass der Anhalteweg
bereits bei 30 km/h zwölf Meter lang ist.„Das ist von hier bis hinter die Hecke da drüben“, erklärt Rico Petzolt,
Polizist aus Mühlheim, gerade drei erstaunten Schülern aus der 2a.

Denn nicht nur die Autofahrer sollen durch die Aktion etwas lernen, auch die Kinder. So erklären ihnen die Polizisten,
wie sie die Geschwindigkeit überhaupt messen und wonach sie die Autofahrer bei der Kontrolle fragen. Dass der Führerschein
vorzuzeigen ist, wissen die meisten. „Und was braucht man noch, um ein Auto zu fahren?“, fragt Polizist Petzolt.
„Den Schlüssel“, ruft ein Junge freudig und sorgt für Schmunzeln bei den Erwachsenen. Doch es geht um den Fahrzeugschein,
den sich der Beamte und die Grundschüler zeigen lassen.

„Und was ist mit der roten Karte?“, fragt ein Junge. Die gibt es hier nicht: Bei elf Stundenkilometern über dem Erlaubten
endet die Befugnis der Dreikäsehochs. Dann verwarnen die Polizisten nicht mehr mündlich, sondern sammeln 25 Euro Bußgeld ein.
„Direkt am Auto?“, fragt ein Junge mit BVB-Käppi staunend nach. „Entweder das, oder wir schicken einen Brief nach Hause“,
erklärt Petzolt. Zehn Autofahrern legen die Polizisten an diesem Vormittag ein Verwarnungsgeld auf. „Die meisten Autofahrer
sind einsichtig, entschuldigen sich teilweise sogar“, sagt Binner. Nur wenige beschwerten sich. Trauriger Spitzenreiter
ist ein Autofahrer, der mit 48 Sachen durch die 30er-Zone bretterte.

Glückliche Gesichter sieht man bei den Fahrern, denen die Wilhelm-Leuschner-Kinder grüne Karten durchs geöffnete Fenster
reichen. Dem Fahrer des roten Seats, der nur 25 km/h gefahren ist, danken die Kinder. „Jetzt sagen wir noch gute Weiterfahrt“,
spricht der Polizist vor. Er sei Anwohner und achte sowieso darauf, nicht schneller als Tempo 30 zu fahren, erklärt ein Mann.
Auch Nicole Nuber ist erleichtert über die grüne Karte. „Ich finde es gut, dass man damit auf die 30er-Zone aufmerksam macht“,
sagt die Autofahrerin, die sonst nicht auf der Strecke unterwegs ist. Gerade innerorts gerieten Tempolimits oft in Vergessenheit, findet sie.

Die Grundschüler haben ihr Bestes gegeben, damit die Autofahrer das nicht vergessen. Nach einer halben Stunde ist
Schichtwechsel: Die nächste Klasse steht schon in den Startlöchern. Die 2a verabschiedet sich, ruft den Polizisten zu:
„Das hat Spaß gemacht!“ Derweil fragt ein Mann, den einer der Ordnungshüter gerade auf den Parkplatz lotst:
„Was habe ich denn angestellt?“ Eine Antwort bekommt er noch nicht, erst von den Kindern – zusammen mit der Pappkarte.


Fotos: Stübner


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